The club is back in town. Der SVD kickt wieder 2. Bundesliga. Dass die neue Spielzeit sportlich kein Selbstläufer werden dürfte, das legt die überaus namhafte Konkurrenz nahe. Schauen wir doch einmal genauer auf die Klubs, mit denen sich die 98er in der nächsten Saison messen werden. Darunter sind einige Schwergewichte des deutschen Fußballs und Altbekannte aus gemeinsamen Drittligatagen.
Zu den Dickschiffen zählt nach wie vor der Hamburger SV, selbst wenn der einstige Bundesliga-Dino inzwischen der dienstälteste Zweitligist ist. Die Hanseaten gehen in ihre siebte Zweitligaspielzeit und nehmen einen weiteren Anlauf, den „Unfall Bundesligaabstieg“ zu korrigieren. Der HSV landete bislang immer auf Platz 3 oder 4 und ist somit ein logischer Aufstiegsanwärter. Die Lilien fahren hingegen gerne nach Hamburg. Seit 2016 hat der SVD kein Spiel mehr im Volkspark verloren. Zumeist sicherte er sich gar alle drei Punkte.
Mit Schalke 04 und Hertha BSC trifft Darmstadt auf zwei weitere Großklubs. Unvergessen der Klassenerhalt in der Bundesliga 2016, den die Lilien mit einem Sieg im Berliner Olympiastadion sicherstellten. Die Hauptstädter werden sich nach einer durchwachsenen letzten Saison wieder nach oben orientieren wollen. Gleiches gilt für Schalke. Auch wenn sich die Knappen nach dem Bundesligaabstieg letzte Saison in der 2. Liga sehr abmühten. Die jüngsten direkten Duelle hatten für die Lilien Licht und Schatten. Gewannen sie zunächst im Herbst 2021 ebenso begeisternd wie überzeugend auf Schalke, so revanchierte sich S04 im April 2022 am Bölle mit einem 5:2, das letztlich mitentscheidend für den damals knapp verpassten Aufstieg der 98er war.
Rheinländer gegen Lilien
Auf Fortuna Düsseldorf als Gegner hätte der SVD liebend gerne verzichtet. Leider zog die Fortuna in den Relegationsspielen gegen den VfL Bochum den Kürzeren und bleibt der 2. Bundesliga damit erhalten. Gegen die Rheinländer sahen die Lilien jedenfalls nie sonderlich gut aus. Seit 2014 trafen die Klubs zehnmal aufeinander. Davon gewannen die 98er nur zwei Partien, achtmal verloren sie die Duelle. Unter anderem kurz vor dem Durchmarsch in die Bundesliga 2015 und am vorletzten Spieltag 2022. Diese Niederlage war die eine zu viel, um seinerzeit aufzusteigen.
Zum Inventar der 2. Bundesliga gehören die SpVgg Greuther Fürth, Hannover 96, der Karlsruher SC und der 1. FC Nürnberg. Über das letzte Duell am Fürther Ronhof hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens (Stichwort: Mallorca). Auch Hannover mit Ex-Lilie Stefan Leitl an der Seitenlinie ließ die 98er im Mai 2023 abblitzen, verzögerte damit den letztlich erfolgreichen Aufstieg aber nur um eine Woche. Beim Club in Nürnberg stehen – Stand Anfang Juni – die beiden Ex-Darmstädter Torhüter Carl Klaus und Christian Mathenia auf der Gehaltsliste. Die Clubberer haben eine maue Zweitligaspielzeit hinter sich und wollen sich sicher wieder besser präsentieren. Oben angreifen will auch der KSC, der zuletzt mit einer starken Rückrunde die mäßige Hinrunde nicht mehr entscheidend korrigieren konnte. Da Ex-Lilie Jerôme Gondorf seine Karriere beendet hat, wird er nicht mehr mit dem KSC am Bölle aufschlagen. Dahingegen dürfen die Lilienfans nun erstmals ihr Team im vollständig neuen Karlsruher Wildparkstadion supporten.
Köln und Kaiserslautern
Zu zwei weiteren Zweitligakonkurrenten begleiteten die Fans ihre 98er zuletzt sehr zahlreich. Im April reisten 3.500 Supporter mit zum 1. FC Köln, um einen der drei Saisonsiege mitzuerleben. Zum 1. FC Kaiserslautern fuhren im September 2022 gar 5.000 Anhänger. Während Mitabsteiger Köln weiterhin von einer Transfersperre gehandicapt ist, versuchen die Pfälzer mit Markus Anfang auf der Trainerbank in die Spur zu kommen. Beim SVD hinterließ Anfang mit seinem Wirken keinen bleibenden Eindruck. Wer hätte gedacht, dass wir ihn nach der Fälschung seines Impfpasses noch mal auf der Gästetrainerbank am Bölle erleben würden?!
Mit Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Magdeburg sind zwei weitere Klubs mit stimmungsvollem Anhang in der Liga. Beide kämpften letzte Saison gegen den Abstieg und konnten sich dennoch auf ihre zahlreichen treuen Fans verlassen, die auch am Bölle den Gästeblock vollkriegen dürften. Mit den ambitionierten Paderbornern taucht ein weiterer Spieler mit 98er-Vergangenheit am Bölle auf: Stürmer Felix Platte geht mittlerweile schon wieder in seine vierte Saison bei seinem Ausbildungsklub.
Wiedersehen mit einem Bundesligaheld
Jahn Regensburg steigt zur neuen Saison ebenso wie Preußen Münster und der SSV Ulm 1846 aus der 3. Liga auf. Die SV 07 Elversberg geht derweil in ihre zweite Zweitligasaison. All diese Klubs dürften bei langjährigen Lilienfans Erinnerungen an gemeinsame Dritt- beziehungsweise Regionalligazeiten aufkommen lassen. Angefangen bei den Duellen an der Elversberger Kaiserlinde, wo es für den SVD selten etwas zu gewinnen gab. Nicht so allerdings beim letzten Aufeinandertreffen kurz vor Weihnachten 2013, als die Lilien mit 3:0 gewannen. Mit diesem Erfolg erklommen Aytaç Sulu & Co. den 3. Platz in der 3. Liga und gaben ihn bis zum Saisonende nicht mehr her, was im unvergesslichen Aufstieg auf der Bielefelder Alm mündete. Auf dem Weg dahin stand auch ein 2:0-Erfolg in Unterzahl in Münster, das einen Fabel-Sololauf von Sandro Sirigu mit tollem Lupfer zum Endstand beinhaltete. Leider wechselt mit Peter Niemeyer der Architekt des Aufstiegs zu Werder Bremen, sodass es gegen Münster kein Wiedersehen mit einem der Bundesligahelden von 2016 gibt.
Mit Ulm verbindet die 98er eines der dunklen Kapitel der Vereinsgeschichte. Um die Insolvenz abzuwenden, sollte im März 2009 beim Heimspiel gegen Ulm der damalige Zuschauerrekord für die 4. Liga gebrochen werden. Das klappte zwar nicht, dennoch strömten mehr als 11.000 Zuschauer ans Bölle und halfen so mit, den Klub finanziell zu retten. Dass das Spiel mit 0:4 verloren ging – geschenkt. In der neuen Spielzeit treffen sich die beiden Klubs nun erstmals seit 1988 wieder in der 2. Bundesliga. In dieser kreuzten sich zuletzt regelmäßig die Wege mit Regensburg. Unvergessen der so wichtige (und glückliche) 3:0-Erfolg im Mai 2018, der entscheidend für den Klassenerhalt war. Ebenfalls unvergessen: die bittere 1:3-Heimniederlage am letzten Spieltag 2002/03, die den Abstieg in die Oberliga Hessen besiegelte. Und das, obwohl die Regensburger zuvor auf Mallorca ihren Zweitligaaufstieg gefeiert hatten. Tja, so geht’s eben auch.
Wer von all dieser Nostalgie nicht genug hat, der darf zur neuen Spielzeit das neue „Top-Talente-Team“ der 98er in der fünftklassigen Hessenliga supporten. Bei Gegnern wie KSV Baunatal, VfB Marburg und Hünfelder SV haben wir doch glatt wieder Bruno Labbadia vor unserem geistigen Auge, wie er als Jungcoach den Abstieg aus besagtem Regensburg-Spiel postwendend korrigierte.
Neustart in Traditionsliga 2
Die 2. Bundesliga startet am 2. August 2024 – in eine Jubiläumssaison: 50 Jahre gibt es das „Unterhaus“ inzwischen. Die genauen Spielpläne für die Saison 2024/25 wird die Deutsche Fußball Liga (DFL) voraussichtlich am 4. Juli veröffentlichen.
Erstmals wird 2024/25 die Torlinientechnik auch in der 2. Bundesliga zum Einsatz kommen.
Matthias und der Kickschuh
Seit Ende 2011 schreibt Kickschuh-Blogger Matthias „Matze“ Kneifl über seine große Leidenschaft: den Fußball. Gerne greift er dabei besonders abseitige Geschichten auf. Kein Wunder also, dass der studierte Historiker und Redakteur zu Drittligazeiten begann, über die Lilien zu recherchieren und zu schreiben. Ein Resultat: das Taschenbuch „111 Gründe, den SV Darmstadt 98 zu lieben“, das (auch in einer erweiterten Neuauflage 2019) im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen ist. Seit Juli 2016 begleitet Matthias gemeinsam mit vier Mitstreitern die Lilien im Podcast „Hoch & Weit“. Genau der richtige Mann also für unsere „Unter Pappeln“-Rubrik!