Welche neuen Läden buhlen in Darmstadt um Kunden? Welche neuen Restaurants und gastronomischen Konzepte bereichern die Stadt? Und wer musste schließen? Das erfahrt Ihr in der P-Rubrik „Kommen und Gehen“.
Unverpackt Darmstadt
Täglich reißen wir Einwegverpackungen auf, um Müsliriegel zu naschen, Kaffee zu trinken oder Nudeln zu kochen – und produzieren tonnenweise Müll. Obwohl wir wissen, dass Plastik aus Erdöl hergestellt wird, es die Weltmeere verunreinigt, schädlich und einfach nicht geil ist, kommen wir in unserem Alltag kaum an dem Kunststoff vorbei. Selbst als bewusster Super-Öko muss man auch im Bio-Markt oft auf Produkte in Plastikbehältnissen zurückgreifen. Dank Bettina Wills radikalem Schritt, Darmstadts ersten komplett auf Einwegverpackungen verzichtenden Lebensmittelladen zu eröffnen, gibt es seit Ende Oktober in unserer Stadt eine wirklich ressourcenschonende und wirklich nachhaltige Alternative zu konventionellen (Bio-) Supermärkten. Direkt am Kopernikusplatz bekommt Ihr bei Unverpackt Darmstadt Obst und Gemüse, verschiedene Getreide- und Mehlsorten, Reis, Nudeln, Öle, Essig, Gewürze, Kräuter sowie Hygieneprodukte von Shampoo und Seifen über Zahnbürsten bis zu Spül-, Wasch- und Reinigungsmittel – alles als lose Ware. Die Mengen bestimmt Ihr bei Eurem Einkauf selbst und füllt sie in eigene Vorratsbehältnisse ab. Für spontane Käufer gibt’s natürlich auch direkt im Laden wiederverwendbare Flaschen und Gläser zu kaufen. Das Sortiment hat größtenteils Bio-Qualität und wird nach Möglichkeit regional bezogen.
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Gutenbergstraße 5 (am Kopernikusplatz), Martinsviertel
www.facebook.com/unverpacktdarmstadt
AGC (Asphaltgold Club)
Als der turnschuh-vernarrte Daniel Benz vor acht Jahren sein 40 qm kleines Asphaltgold-Lädchen am Friedensplatz eröffnete, frönte er zuallererst seiner persönlichen Leidenschaft. Beim Anblick des „Air Max 1“ auf dem Schulhof hatte er immer große Augen gemacht. Plötzlich war er – ohne das geplant zu haben – einer der Pioniere deutschlandweit, die den Sneaker von der Turnhalle in die urbane Lifestyle-Welt katapultierten. Heute tragen selbst US-Präsidenten und Päpste öffentlich die bequemen Sporttreter. Kein Wunder, dass der 2009 gelaunchte und userfreundlich programmierte Online-Shop von Asphaltgold durch die Decke ging. Dani und sein Team (mittlerweile 60 Angestellte) lassen zudem die Social-Media-Kanäle geschickt glühen, mehr als 600.000 Facebook-Fans sprechen für sich. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der zweite Asphaltgold eröffnen würde. Seit Ende September wird im AGC auf 125 geschmackvoll puristisch eingerichteten Quadratmetern das erweiterte Asphaltgold-Angebot im Premiumsegment präsentiert. Der Sneakeranteil liegt bei 40 Prozent, der Fokus mehr auf Streetwear und Accessoires von progressiven Brands aus den USA und Skandinavien, Frankreich und Deutschland. Ein interaktives Schaufenster zeigt temporär Codes an, die als Eintrittskarte zu limitierten Produkten aus dem Onlineshop dienen. Deren Erlös kommt zum Teil Charity-Projekten zugute.
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Ludwigsplatz 8 a (Ecke Schulstraße), Innenstadt
www.facebook.com/AGCasphaltgoldclub und www.asphaltgold.de/heat-for-need
Bakfietskontor
Der selbsternannte „Stützpunkt für zeitgemäße Familienmobilität“ ist umgezogen. Seit Mitte Oktober verkauft Inhaber Roger Stappel seine Lastenfahrräder, Kindertandems und Edel-Second-Hand-Fahrräder nicht mehr im Hauptbahnhof-Nebengebäude, sondern am Ballonplatz (neben „Kleine Fluchten“). Vor 20 Jahren war er ein belächelter Idealist, als er seine Tochter mit dem Lastenrad zum Kindergarten brachte: „Unser Kindertaxi lief jedenfalls damals schon emissionsfrei und hatte eine manuelle Stauumfahrung“, erinnert er sich nicht ohne Triumphgefühl. Zwei Geschwisterkinder und eine langjährige Tätigkeit in einem großen Frankfurter Fahrradladen später entschied Roger, sich selbstständig zu machen und auf den endlich auch in Deutschland wachsenden Markt von Transporträdern made in Holland (and Denmark) zu setzen. Seit rund zwei Jahren bietet er zudem charmant nostalgische Fahrrad-Oldies an, deren patinierte Rahmen er technisch aufrüstet, Sattel und Lenker aufhübscht und sie verkauft – natürlich verkehrssicher und garantiert „aus seriösem Vorbesitz mit nachvollziehbarer Historie“.
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Alexanderstraße 14, Martinsviertel
CD Bessungen (ehemals: CD Lounge)
Wie schön! Die CD Lounge, Ende Juli in der Innenstadt geschlossen, lebt weiter. Mitten in Bessungen. Als Shop in Shop. Im Blumen-Studio Petra Kalbfuss. Wie jetzt? In einem Blumenladen? Was erst mal etwas schräg klingt, ist eine gar nicht so ungewöhnliche Kooperation, wie auch Georg Kruse findet: „Musik und Wein gibt es ja schon, auch Musik und Bücher. Warum also nicht Musik und Blumen?“, fragt er rhetorisch. Diese Frage hat der erfahrene Einzelhandelskaufmann mit Schwerpunkt Musik auf CD und Vinyl wohl auch seiner Kundin Petra Kalbfuss gestellt, als klar war, dass sein Laden in der Darmstädter Innenstadt schließen muss. Die Bessungerin, Opernfreundin und seit 30 Jahren Betreiberin des nach ihr benannten Blumenladnes, schlief ne Nacht drüber, sagte „Ja“, holte den Bauverein, den Eigentümer der Immobilie, ins Boot und stellte Georg Kruse an. Seit Ende Oktober kommt der Kunde also durch den Haupteingang, durchquert die zwei Räume des Blumen-Studios und stößt auf eine 50 Quadratmeter große CD- und Vinyl-Oase mit Theke und Hörbar. Dort kann dann bei einem frisch zubereiteten Kaffee einer der 5.000 Tonträger angehört und gefachsimpelt werden.
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Bessunger Straße 54, Bessungen
Die Bar (im Staatstheater)
Ein großes goldenes Hufeisen im schummrigen Licht als Theke, umgeben von kräftigem Rot an massiven und mit Bullaugen gespickten Wänden. Jahrelang war dieses architektonische Schmuckstück tief unter den großen Theatersälen versteckt. Ein Besuch in der Bar des Staatstheaters war bisher allein Gästen der Kammerspiele vorbehalten. Dass in seinen Katakomben ein echtes Nachtleben- und Kulturjuwel schlummert, hat jetzt auch der Kurator der Kammerspiele, Roman Schmitz, entdeckt und öffnet seit Ende September auch abseits von Theatervorstellungen die Türen von: „Die Bar“. Erreichbar über den Eingang an der Hügelstraße, auf Höhe des Parkdecks, erwarten Euch dort von Mittwoch bis Samstag ab 18 Uhr Drinks und kleine Snacks. Für die gastronomische Konzeption verantwortlich ist ein echter Profi: Pächter Flo Müller wirkte bisher leitend unter anderem im Glasschrank Steak & Meer, im Calla und in der Orangerie. Darüber hinaus soll „Die Bar“ auch immer ein Raum für Diskurs sein. Ein Ort, der Publikum, Mitarbeiter und Künstler zusammenführt, an dem „gedacht, miteinander geschwafelt, über die Kunst und das Leben gestritten werden kann“. Hochkultur meets Barkultur!
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Georg-Büchner-Platz 1, Innenstadt
www.staatstheater-darmstadt.de
Feinkosterie
„Essen ist ein Bedürfnis, Genießen eine Kunst.“ Diese sinnliche wie weise, von François de La Rochefoucauld ausgesprochene Erkenntnis füllt der Darmstädter Jens Zahnweh seit Ende September mit Leben. Nicht weit entfernt vom Donnersbergring, nahezu am westlichen Teil der Bessunger Straße gelegen, hat der 49 Jahre alte Gourmand seine Feinkosterie eröffnet. Angeboten werden exklusive Feinkostprodukte wie rosa Biskuits aus Reims, Marcona Mandeln, Olivenöle von O-Med oder Valrhona Schokolade, dazu affinierter Käse von der Fromagerie Tourette aus Straßburg und die passende Begleitung: Weine, Champagner, Crémant d’Alsace, Sancerre und Gigondas, Chinon und Arbois, Cidre, Pommeau, Calvados und mehr. Oh là là! Gerne stellt der Groß- und Außenhandelskaufmann, der nach wie vor Fünf-Sterne-Hotels mit Köstlichkeiten beliefert, auch Selektionen und Plateaux, also themenspezifische Kompositionen der Feinkosterie-Produkte und -Accessoires, zusammen. Zum Verschenken auch in Form von Präsentkörben. Verkostungen und Tasting Events für 8 bis 12 Personen sind in Planung.
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Moltkestraße 1, Bessungen
Weitere Neuigkeiten aus Darmstadts Einzelhandel und Gastronomie:
+++ Das Aufschnitt am Riegerplatz hat sein Konzept etwas geöffnet: Die Betreiberinnen Christina Harres und Kathrin Ullrich haben noch ein paar Ladies ins Team geholt, die ihre Sachen nicht im Aufschnitt produzieren. Jetzt gibt es unter anderem auch Schmuck, verschiedene Upcycling-Produkte (Comic-Magnete, Collagen-Postkarten und Tassen-Pflanzen) und eine kleine Auswahl an schicken wie skurrilen Flohmarkt-Fundstücken. +++ Gieselberg Schreibwaren in der Wilhelminenstraße 5 hat seine Renovierung abgeschlossen und in hellerer, freundlicherer Atmosphäre wiedereröffnet. +++ Als Glanzlichter laden 29 Geschäfte und Ateliers im Martinsviertel am Samstag, 19.11., von 15 bis 19 Uhr zum Flanieren, Stöbern, Shoppen, Genießen und Bestaunen der zahlreichen Sonderaktionen – von Tanz über Livemusik bis heißen Maroni – ein. +++ Der etwas andere Weihnachtsmarkt Heiligs Blechle macht auch diese Vorweihnachtszeit das Carree ein bisschen kuscheliger: Vom 25.11. bis 23.12. bieten Foodtrucks und andere Nostalgie-Fahrzeuge Leckereien und Geschenkideen zum Kauf an. Dazu gibt es ein buntes Kulturprogramm – unter anderem mit Bands und DJs. +++ Das Pallaswiesenviertel verwandelt sich immer mehr zu einem Kreativquartier. Neben Tonstudios, Clubs, Konzert-Locations, Theater und Kletterhalle zieht es immer mehr Ateliers in das Gebiet zwischen Kirschenallee, Landwehr-, Mainzer und Bismarckstraße. Im Januar 2017 soll hier auch die Motorenfabrik Eröffnung feiern: ein Medienzentrum plus Eventlocation mit Industrie-Chic und viel Platz für (Kultur-) Events. Mehr dazu im nächsten P. +++ Der Whiskykoch in der Weinbergstraße in Bessungen verzichtet eine Woche lang auf seine festen Whisky-Event-Termine und spielt stattdessen Restaurant. Von Dienstag, 15.11., bis Freitag, 18.11., jeweils von 18 bis 23 Uhr, kann der Gast einfach in „Mr. Pepper’s Ein-Wochen- Restaurant“ hereinspazieren und an der Tafel Platz nehmen. +++ Im rein äußerlich immer noch ziemlich baustelligen Wilhelminenquartier werden diesen Monat erste Eröffnungen gefeiert: die Pizza-E-Pasta-Restaurantkette L’Osteria am 04.11., Burger- und Fleischspezialist Butchers Original Anfang Dezember und Vio Café & Bar wohl auch noch in diesem Jahr. Mehr dazu im nächsten P. +++