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Zaphire Oktalogue war gestern – Okta Logue ist heute. Neues Album, neuer Name! Knapp zwei Jahre nach dem Debüt legen die Darmstädter Robert und Benno Herz, Philip Méloi und Nicolai Hildebrandt mit gleich drei neuen Veröffentlichungen nach. Die mittlerweile als Quartett fungierenden Okta Logue zelebrieren progressiv-psychedelischen-Blues-Rock wie er in den Siebzigern nicht besser hätte gespielt werden können. Authentizität ist ihnen wichtig: Nicht nur ihr Lebensstil und die originalgetreue Kleidung, auch in ihrer Musik spiegelt sich das wider. Dabei liegt das Durchschnittsalter der Band gerade mal bei 20 Jahren. Umso beeindruckender sind ihr Enthusiasmus und musikalisches Verständnis. Das P traf die vier im Wohnzimmer von Robert und Benno. Im Hintergrund läuft Soul und Blues, natürlich vom Plattenspieler.


P: Ihr nennt Euch jetzt Okta Logue. Warum die Namensänderung?

Benno: Man kann es sich einfach besser merken. Bei Zaphire Oktalogue war das schwieriger, oft wurde nachfragt: „Wie war das…?“ So sagt man nur noch den kurzen Namen, das ist einfacher.

Philip: Früher waren wir nur ein Trio. Seitdem wir ein Quartett sind, hat sich auch unsere Musik etwas verändert. Wir haben uns dadurch noch einmal weiter entwickelt und da war es an der Zeit, auch den Namen zu ändern.

Das heißt, auf Eurem neuen Album wird man Euch anders zu Gehör bekommen?

Alle gleichzeitig: Ja.

Robert: Differenzierter als früher.

Differenzierter?

Philip: Mit klaren Strukturen und ausgereifteren Songs. Früher war das ja eher ein langes Gefuddel – irgendwie aneinandergereiht, ohne einen Zusammenhang. Das war unser erstes Album. Da gab es uns aber erst seit drei Monaten.

Benno: Jetzt haben wir es besser auf den Punkt gebracht!

Philip: Beim ersten Album haben wir einfach nur gejammt, jeder hat seine Ideen eingebracht und währenddessen haben wir aufgenommen. Wir hatten keine ausgereiften Songs – wir haben einfach angefangen. Normalerweise braucht es länger, bis eine Band ein Album rausbringt. Wir haben das damals aber nicht für nötig empfunden und das war auch cool!

Benno: Das neue Konzept wird sein, dass auf der einen Seite der LP normale kurze Songs sind und auf der anderen Seite ein langes 21-Minuten-Stück. Früher hatten wir nur lange Lieder.

Robert: Es ist aber nicht so, dass wir unseren musikalischen Charakter verändert hätten!

Ihr macht schon lange Musik zusammen. Da gab es mal die Band Contra Patriam. Erzählt mal was über Eure Anfänge!

Robert: Wo habt ihr das denn her?

…ein P-Kollege brachte uns auf diese Fährte.

Robert: Ich war da zehn oder elf!? [alle lachen]

Benno: Ich vierzehn [lacht immer noch]. Ich hatte ‘nen schönen Iro und wir haben viel Deutschpunk gemacht. Nicolai war früher bei Nonsense, die haben auch so was gemacht.

Nicolai: Oh ja… vielen Dank!

Benno: Ja wir fanden das cool, wir waren eben kleine Punker, haben Slime gehört und eben deutschen Punk gemacht. Bis uns die Musik zu anspruchslos wurde oder wir andere Musik gehört haben. Aber richtig, das war unsere erste Band! Wir hatten alle noch total viele Projekte. Wenn wir jetzt davon anfangen… das müssen wir nicht alles aufzählen.

Ihr seid alle noch recht junge Musiker. Umso erstaunlicher, sich in Eurem Alter vertrackter Musik wie dem Psychedelic-Blues-Rock zu verschreiben. Dabei denkt man doch eher an Musiklehrer im gesetzten Alter. Was ist passiert?

Philip: Benno, Robert und ich haben da sicherlich den Familienbackround. Wir sind mit solcher Musik aufgewachsen.

Robert: Unser Vater spielt Bass. Schon als kleine Kinder waren wir mit dabei, wenn er im Proberaum geübt hat. Das hat uns schon gefallen. Und da wir solche Art von Musik ständig bei uns zu Hause gehört haben, sei es im Auto oder im Wohnzimmer, bleibt natürlich was davon hängen.

Philip: Der Elternaspekt zieht aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Mein Vater hat sicher einen breit gefächerten Musikgeschmack, aber man selbst erweitert das und schafft sich seinen eigenen Zugang. Die Weichen wurden natürlich gestellt, aber es ist der junge Mensch selbst, der sich seine Musik sucht.

Benno: Musik kann einem vor allem Glücksgefühle vermitteln, wie kaum etwas anderes. Dann ist das Interesse eh geweckt.

Sky „Sunlight“ Saxon (1937-2009) von den legendären Seeds hat seinerzeit mit Jimi Hendrix, Jim Morrison und Frank Zappa die Hippie-Generation geprägt. Ihr habt letztes Jahr noch mit ihm zusammen gespielt und einen Song aufgenommen, der als 7“ -Single veröffentlicht wird und in den USA auf einem Tribute Sampler für Sky erscheinen wird. Wie war das für Euch?

Benno: Spaßig und spannend.

Philip: Wir haben den Song geschrieben und er hat dazu gesungen. Wir haben hier bei uns im Proberaum eine Nacht lang mit ihm durchgeprobt und mit seinem Gitarristen zusammen aufgenommen. Sky hat einfach improvisiert und drübergesungen.

Benno: Für sein Alter von 71 Jahren war er noch große Klasse. Voller Energie tourte er noch bis zuletzt durch Deutschland und arbeitete mit uns bis vier Uhr morgens im Studio.

Philip: Meinen Opa hätte ich da nicht hinstellen können!

Robert: Auf einmal triffst du einen, der dir in deinem Proberaum erzählt, wie er Jim Morrison kennengelernt hatte. Das ist unvorstellbar.

Philip: Alleine die Tatsache, mit so jemandem zusammenzuarbeiten war schon klasse. Wir hatten die Ehre, die letzte Aufnahme mit ihm zu produzieren, die er je gemacht hat, bevor er leider verstarb.

Benno: Uns war es wichtig, mit unserer Aufnahme dem alten Sound der Seeds gerecht zu werden.

Das werden sie sicherlich… Vielen Dank für das Gespräch.

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