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Foto: Jan Ehlers

Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus oder wie mir Schwoba saget: „Hurray, hurray, it’s first of May, outdoor fucking starts today.“ Wie Ihr es auch nennt, Frühling in der Stadt oder Frühlingsgefühle für Blümchen: Es wird angenehmer.

Das Spiel gegen die Eintracht ist vorbei und die Stadt hat es hoffentlich gut überstanden. Das hoffe ich ganz eigennützig. Und ich bin kein eingetragener Verein. Zu viel Bürokratie! Vorsicht Gerald, sonst wirst Du erneut angesprochen, man verstehe nicht. Dabei verstehe ich nicht: Wieso ich nicht schon längst für die Anwohner am „Bölle“ Handzettel gedruckt habe, in denen ich sie auffordere, den Stadionneubau zu stoppen. Weshalb ich noch keine Demonstration dagegen angemeldet habe. Warum ich mich da nicht locker mache. Fragen, Fragen, Antworten.

Aber es ist nun mal so, dass ich es neben Ungerechtigkeiten hasse, wenn eine Vorahnung eintrifft, gegen die ich nichts unternommen habe. Deshalb gehe ich auch immer wählen. Okay, jetzt kommen wieder die Oberschlauen, die sagen, das brächte nichts, und eventuell haben sie ja recht. Da ja alle Nichtwähler diesmal AfD gewählt haben, sollen die doch lieber daheim bleiben. Auf ihre enttäuschten Gesichter, mit denen sie das Wählen bei der nächsten Wahl doch lieber sein lassen, freue ich mich schon heute.

Zurückkommend auf meine Selbstkritik – oder Reflexion – muss ich sagen, dass es mich ärgern wird, von der Innenstadt aus mit der 9 durch bis ins Marienhospital zu fahren, um mich dort, während in der angrenzenden und zu einem Zehntel gefüllten Fußballmehrzweckarena Oberligaspiele stattfinden, wegen Melancholie behandeln zu lassen. Am besten fahre ich mit dem R-Bus außenrum und lasse mich anschließend von einem halben Dutzend angetrunkener Edenkobener Rentner auf deren Heimfahrt anspucken!

Nein, so devot bin ich nicht! Also doch die Druckerpresse rausgeholt, die Demo angemeldet, eine Klage gegen die DFL angestrengt, das Böllenfalltorstadion als Weltkultur-Fußballtempel eintragen lassen. Den Präsidenten noch fragen, ob denn die Broschüren „Darmstadt, der genau gleiche Verein“ schon gelayoutet sind, und natürlich den OB, ob er denn nicht auf den Boden der Tatsachen zurückkehren möge: Er ist Grüner und kann für einen solchen Quatsch kein Geld ausgeben.

Erst wenn der letzte „Böllenfalltor“-Hoodie ausgewaschen, der vorletzte Stehplatz überdacht und der letzte Flutlichtmast gewichen ist, werdet Ihr merken, dass wir das Stadion nur von unseren Kindern geliehen hatten!