Foto: Nouki Ehlers, nouki.co

Darmstadt kann grün, Darmstadt kann bio, Darmstadt kann nachhaltig – mittlerweile sogar ganz schön gut! In unserer Reihe „Das gute Leben“ stellen wir Euch Menschen und ihre Projekte vor, die uns zeigen, wie das gehen kann.

Alles begann auf dem Acker. Schon seit einigen Jahren hatte Susi ein Stück Saisongarten auf dem Oberfeld gepachtet und dort Gemüse gepflanzt, gezogen und geerntet. Im vergangenen Sommer dann baute zwei Parzellen weiter Ackerneuling Chrissy Rankhilfen aus Stöcken – und wurde von ihrer Fast-Nachbarin zunächst skeptisch beäugt. Doch nachdem die beiden Frauen einmal ins Gespräch gekommen waren, war jede Skepsis verflogen: Die gemeinsame Leidenschaft für gutes Essen aus guten Zutaten und die Überzeugung, dass dieses Menschen zusammenbringt, verband die beiden. Womit sie zum Beweis ihrer eigenen Theorie wurden.

Ohne ihre Saisongärten hätten sie sich wahrscheinlich nie kennengelernt: Susanne Hecker arbeitet als Sprachtrainerin und Übersetzerin. Sie hat zwei Söhne und versucht, wo es geht, Verpackungen und Müll zu vermeiden. Christine Spira ist zehn Jahre jünger und hat für ihre Arbeit als Fotografin die Welt bereist. Die gebürtige Darmstädterin lebt größtenteils vegan – und findet, dass man auf Fleisch ziemlich gut verzichten kann. „Unsere Unterschiede sind unsere große Stärke“, findet Chrissy. „Wir spiegeln im Endeffekt die Gesellschaft wider – und zeigen, dass auch aus Diskussionen und Verschiedenheiten Tolles entstehen kann.“

Was sie beide lieben? Gemüse! Und Begegnungen zwischen Menschen aus der ganzen Welt. Während sie im Sommer 2020 miteinander ackerten und die Stunden unter freiem Himmel genossen, reifte neben dem Gemüse in ihren Beeten auch die gemeinsame Idee zu ihrem Foodblog „Sterneacker“.

Alles beginnt auf dem Acker

Denn sich im Elend der Corona-Situation zu suhlen, lag beiden fern. „Wir wollten etwas Positives, Konstruktives aus dem Drama machen“, erklärt Susi. „Und wir wollten mit dem arbeiten, was wir haben und können – so wie in der Küche auch. Chrissy macht wunderschöne Fotos. Ich koche und schreibe gern, und gemeinsam möchten wir den Menschen zeigen, dass es nicht immer abgefahrene Zutaten braucht, um ein tolles Essen auf den Tisch zu bringen.“

Und in der Tat: Für ihre Rezepte benutzen die beiden frisch gebackenen Foodbloggerinnen wann immer möglich Gemüse, das sie selbst auf ihrem Acker angebaut und geerntet haben – oder es zumindest theoretisch hätten können, denn: „Auf dem Oberfeld können wir nur einjähriges Gemüse anbauen, und das auch nur in der Sommersaison von Mai bis Oktober, November“, erklären die beiden. „Deshalb sind wir aktuell auch auf der Suche nach einem Stück Land, das wir ganzjährig beackern können. Am liebsten wollen wir gleich eine Permakultur anlegen“, erzählt Susi enthusiastisch. Dann wären auch mehrjährige Gemüse kein Problem. So müssen die beiden für manche Gerichte und im Winter Biogemüse zukaufen, um ihre Gerichte zu realisieren.

Was dann auf den Tisch kommt, ist so verschieden, wie die beiden Frauen es sind. „Wir haben eine große Bandbreite zwischen ganz einfachen und anspruchsvolleren Gerichten“, findet Susi, die mal in Rom gelebt hat und gerne ein bisschen Italien in jedes Essen mischt. „Bei den meisten Rezepten gibt es auch eine ,when you’re on a budget‘-Option … grundsätzlich sind uns Machbarkeit und Bezahlbarkeit ganz wichtig.“

Gemüse ist der Star

Nur wenig wird auf Sterneacker mit Fleisch oder Fisch gekocht. Wenn, dann wird ganz dem Slow-Food-Gedanken folgend immer auf die Herkunft geachtet. „Aber Gemüse ist der Star in unseren Gerichten“, betont Chrissy. „Wir wollen Gemüse sexy machen und zeigen, dass tolles, besonderes Essen aus den einfachsten Zutaten vom Acker entstehen kann.“

Neben der „pick your veggie or herb“-Option, sich Gerichte nach ihrer Hauptzutat sortiert anzeigen zu lassen, gibt es auch Rezepte aus den Kategorien „Resteküche“ oder „proteinreich mit Hülsenfrüchten“. Und dann sind da noch die vielen Beiträge aus internationalen Landesküchen. Diese stammen oft von Gastköchen, die für die Kategorie „Veggies on Tour“ kochen: Mal sind es professionelle Köche, mal die Studentin von nebenan, die Familienrezepte teilen oder Spezialitäten aus ihrer Heimat offenbaren.

Sie alle verbindet der Spaß am Kochen, Kreativität und Neugierde. Und die Wertschätzung für gutes Essen und gute Zutaten – am liebsten vom eigenen Acker. Seit Dezember ist der Blog nun online und die Motivation der beiden Ackerfreundinnen hat keine Sekunde nachgelassen. Potenzielle Gastköche dürfen sich daher gerne bei den beiden melden und sie zu einem coronakonformen Besuch in ihrer Küche einladen.

Für die Zeit nach der Pandemie sind auch kleine Events und Supperclubs geplant, um anderen Menschen Gemüse und neue Gerichte näherzubringen, gemeinsam zu essen, dadurch neue Verbindungen zu fördern und eine echte kleine Community aufzubauen. Das Gemüse steuern Susi und Chrissy dazu bald wieder selbst bei: Für den Sommer 2021 haben sie knapp 200 Quadratmeter Acker gepachtet.

 

Sterneacker online

Den Blog und die Rezepte von Susi und Chrissy findet Ihr unter sterneacker.de.

Noch mehr Appetit könnt Ihr Euch mit Chrissys Augenschmaus-Fotos natürlich auch auf Instagram holen: instagram.com/sterneacker – und auch auf Pinterest pinnen die beiden fleißig ihre Rezepte: pinterest.de/sterneacker.