wrede für p._06-2008
Grafik: Rocky Beach Studio

Das eigene Fußballstadion sollte sich doch nicht nur optisch, sondern auch akustisch von allen anderen unterscheiden. Schwierig, weil alle up to date sein wollen, klar gibt’s da Doub- und Tripletten bei den zu eigen gemachten Fußballsongs. Wir Lilienfans haben da ja noch Glück, weil wir die schönsten eigenen Lieder haben. Im Herzen, auf CD und auf Platte.

Individualismus ist angebracht, sonst wird man im Fahnenmeer nicht zu erkennen sein. Ich will in kein Fahnenmeer solcher Vereine, vor deren Fanblock einer steht, dem Spielgeschehen abgewandt und „die jeweilig mitzumachende Anfeuerung“ vorgibt. Im Fernsehen bei den Spielen tut er das sogar mit Megafon. Aber was heißt eigentlich „die jeweilige Anfeuerung“? „Jeweilig“ als bezugnehmend scheidet völlig aus, da er als einziger gar nicht mitkriegt, was zu rufen wäre! Man muss doch spontan sein können, Junge. Einzeln gerufene Erniedrigungen des Gegners, gepaart mit vorher Abgesprochenem und ein paar Standards? Ja! Aber mit Megafon auf die eigenen Kollegen einzuschreien wie bei einer Demonstration – oder der Auflösung selbiger – ist doch nun wirklich nicht der wahre Anton, und ich bin wirklich einer, der denkt, im Stadion soll jeder machen, was er will. Außer hauen! Jeder soll schreien, was und wann er will. Alle sind mit Freunden da und freuen sich auf das Spiel der eigenen Mannschaft. Und darauf, gegnerische Spieler bei der einen oder anderen unglücklichen Aktion namentlich zu verhöhnen. Was war das denn eben, war das nicht Freistoß? Wie soll ich das denn sehen, wenn ich literweise Adrenalin ver- brauchend falschrum Richtung Stadionausgang brülle! Wenn Megafon mitbringen, dann doch bitte nur so wie der eine ältere Alt-Bessunger, der letzten Herbst bei Scheißwetter, sackkalt, 1.500 Leut’, dastand und astrein in Mundart und Wortwahl den Schiri für jeden im Stadion hörbar maßregelte. Und das mit Recht.